wall
paintings
wand
malerei
Am oberen Rand des Bühnenturms
verläuft ein Band aus 50 monochromen
Wandmalereien unter freiem Himmel.
Dabei tritt auf den 4 Seiten des Bühnen -
turms jeweils ein Grundton stärker
hervor. Diese Primärfarbfelder, rot auf
der Nord-Süd_Achse, blau auf der Ost -
West_Achse, markieren die 4 Himmels -
gegenden, entsprechend der architekto-
nischen Ausrichtung des Gebäudes.
Vom Aufgang der Sonne im Osten bis
zur Dämmerung verändert sich die Licht-
qualität auf den 4 Seiten des Bühnen -
turms, je nach Himmelsrichtung, Tages -
und Jahreszeit. Dadurch entfalten die
Farben ein Wirkungsfeld, das Malereien
in Innenräumen verschlossen bleibt.
farbwarte 4
anna leonie farbwarte 4
monochrome wandmalerei,
deckenmalerei, glasmalerei,
ein monochromes tafelbild,
weiss_marienglass,
600 qm, kalkputz,
weisse erde, farbpigmente,
mineralische bindemittel,
zeitraum der künstlerischen
umsetzung vor ort
2 0 0 4 - 2 0 0 7
Zur Zeit der Gotik entdeckt der Mensch
den Kosmos, den Lauf der Gestirne und
Planeten, eine höhere Ordnung, die
gotische Baukunst nachzubilden sucht.
Das Gewölbe als Mittler zwischen Himmel
und Erde, ein Sternenzelt, das sich über
das Kirchenschiff spannt und den Raum
nach oben weitet. Auch die Lichtmeta -
physik, die Augustinus und Dionysius
Areopagita entwickelte, trägt wesentlich
zu gotischer Baukunst bei. Die meta -
phorische Gleichsetzung von Gott und
Licht entfaltet sich in der Transparenz
der Glasmalereien, dem geheimnisvollen
Eigenlicht leuchtender Farbe vor raum -
losem Grund.
Ein Werk der Monochromen Malerei vom
tradierten Gemäldeformat zu lösen, Farbe
nicht ins Bild, stattdessen unmittelbar in
gegenwärtiges Licht zu setzen, sucht das
schöpferische Potential der Farbe ins
Gegenwärtige zu öffnen.
Licht wird Farbe, Farbwerte entfalten sich
in gegenwärtigem Licht. Die künstlerische
Intention der Freisetzung von Farbe in ihre
temporäre Lichtwirklichkeit, zeigt sich dem
Auge in stiller, subtiler Farbgenese, im Ver-
lauf des Tages und der Jahreszeiten.
Die monochrome Wandmalerei
im Chor entwickelte sich mit den
Lichtqualitäten vor Ort, zahlreiche
zarte Farblagen verdichten sich
in ein tiefes Blau von verhaltener
Transparenz, der zentralen Raum-
zone im Kircheninneren.
Pigmente, mineralisches Binde -
mittel, Wasserglas, 110 qm
In der Monochromie des Altarauf-
baus tritt dessen Corpus zurück,
nur das Lineament der Vergoldung
tritt hervor, als Zeichnung, die das
Immaterielle, das rein weisse Licht
der Alabasterscheiben im Chor
reflektiert. In dessen Mitte steht
das historische Gnadenbild von
1 4 8 0, Maria, die das Licht zur Welt
bringt.
Altaraufbau
Alabasterkreidegrund,
Pigmente, Eitempera,
Leinöl, Blattgold
2 0 0 7
raumikone 1
anna leonie raumikone 1
monochrome wandmalerei,
weisse erde, caput mortuum-
pigment, bindemittel, wand -
flächen emporeninnenraum,
500 qm, 2 0 0 3
herz jesu kirche, münchen,
amandus samsøe sattler,
asw architekten, münchen
Die Erfahrung von Ikonen in ihrem
Eingebundensein in altrussische,
sakrale Baukunst, ebnete den Weg
an einen Ort, der für projekt raum-
ikone von ursprünglicher Bedeutung
ist, die Sophien - Kathedrale in Kiev,
erbaut 1 0 3 7 - 1 0 6 1.
In der Anordnung der Mosaike und
Wandmalereien spiegelt sich die
Raumstruktur in vertikaler und hori-
zontaler Richtung. Die Setzungen
der Bilder erfolgte ihrer Bedeutung
entsprechend in lichtstarken und
lichtschwachen Raumzonen.
Der umgekehrten Perspektive der
Ikone entsprechend, sind Mosaiken
und Wandmalereien der Sophien -
Kathedrale in stringent flächiger Bild -
sprache gehalten. Die Frontalität
meidet jede Tiefenillusion.
Der Verzicht auf eine dritte Dimen-
sion - im Bild - jedoch, vermag es,
den realen Raum des Kircheninneren
für das Bildgeschehen zu öffnen.
So bindet die Darstellung
der Verkündigung die beiden Pfeiler
des Triumphbogens, architektonische
Elemente des realen Raums in ihre
Bildkomposition mit ein.
Der Bildraum ist folglich nicht
illusionistisch hinter, sondern real-
räumlich zwischen und vor den
Figuren.
Wie das Bild sich frontal nach vorne
richtet, weitet sich diese Hinwendung
ans Gegenüber in ein sich Öffnen für
das Raumganze.
Der Kirchenraum selbst wird zum
Bildraum, zum Bildereignis, in das der
Betrachter visuell und physisch einbe-
zogen ist. Für dieses bildnerische
Phänomen prägte der Kunsthistoriker
Otto Demus die Wortschöpfung
”Raumikone”.
raumikone 2
anna leonie raumikone 2
monochromes monumental-
aquarell auf torfbrandziegel,
pigment, wasserglas, decke -
und wandflächen, 600 qm,
2 0 0 8 . kapelle, st.dominikus -
zentrum, meck architekten,
erzbistum münchen, credo,
glasarbeit, andreas horlitz
Die Malweise
in hauchdünnen Lasuren zielt
auf die hohe Transparenz des
charaktervollen, handgefertigten
Torfbrandziegels. Die individuell
unterschiedliche Qualität der
einzelnen Steine von rauher
Torfkörnung bis spiegelglatten,
Wasser (-farbe) abweisenden
Partien, bleibt als sichtbarer Bild-
grund der Wandmalerei stehen.
Die künstlerische Umsetzung
erfolgte mit Tageslichtqualitäten
vor Ort, die einzelnen Steine
tragen je nach Beschaffenheit
eine oder mehrfache Lasuren,
generieren das blaue Spektrum
der Monochromie, berühren das
schöpferische und sakrale Sinn -
bild von Himmel und Erde.
© anna leonie, vg bild-kunst bonn